Fertiggestellte Dissertationen
Der braunschweig-lüneburgische Gesandte Dr. iur. Jakob Lampadius (1593-1649) gilt als einer der fähigsten Staatsrechtslehrer seiner Zeit. Auf dem Westfälischen Friedenskongress zählte er zu den besonders erfahrenen Diplomaten und war speziell unter den protestantischen Kongressteilnehmern gut vernetzt. Bereits 1644 traf er in Osnabrück ein und entwickelte sich zu einer der markantesten Persönlichkeiten unter den reichsständischen Bevollmächtigten. Sein Einfluss beruhte zu einem nicht geringen Teil auf den guten Beziehungen, die er zu den schwedischen Gesandten Johan Oxenstierna und Johan Adler Salvius unterhielt. In wöchentlichen Berichten informierte er Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Calenberg über das Kongressgeschehen der vergangenen sieben Tage. Anhand dieser vorzüglichen Quelle untersucht die Dissertation seinen Einsatz für das Haus Braunschweig-Lüneburg, die Sache der Protestanten und nicht zuletzt für das Reich insgesamt.
Die Arbeit ist auf dem Dissertationenserver der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn veröffentlicht worden und kann hier heruntergeladen werden.
Die geplante Untersuchung möchte die Rolle der katholischen Maximalisten (Franz Wilhelm von Wartenberg, Adam Adami und Johann Leuchselring) als geistliche Reichsfürsten bzw. deren Vertreter auf dem Kongress darstellen, die sich in einem Konflikt befanden: geistlicher und weltlicher Herr zugleich zu sein und somit dem Kaiser und dem Papst verpflichtet. Die mehrfach verankerte Rechtsbindung des Reiches an das Papsttum bildete ein weit mehr als formales Problem. Ein geistlicher Reichsfürst war nicht nur von der Belehnung durch das Reichsoberhaupt, sondern auch von der Konfirmation des Papstes abhängig. Aufgrund seines doppelten Treueverhältnisses musste ein geistlicher Reichsfürst Kompromisse eingehen, die weder der eigenen Stellung und dem Heiligen Stuhl noch dem Reich und dem Kaiser zu sehr schadeten. Das Gewissensprinzip war die höchste Verhaltens- und Handlungsnorm, auch in politischen Fragen. Die katholischen Maximalisten nahmen daher eine unnachgiebige Haltung auf dem Kongress ein und setzten sich maßgeblich für die Belange der katholischen Kirche ein. Ihre Kompromisslosigkeit war mit dem Weg zum Verständigungsfrieden, der sich spätestens seit Ende 1647 anbahnte und von einflussreichen katholischen Reichsständen vorbereitet wurde, nicht vereinbar. Von den Protestanten spöttisch als "Triumvirn" bezeichnet, gerieten sie am Ende der Verhandlungen deshalb ins Abseits. Dennoch haben die Triumvirn maßgeblich die Verhandlungen geprägt.
Die Untersuchung folgt einer akteurszentrierten Perspektive und nimmt erstmalig die Gruppe der Triumvirn in den Fokus. Dabei soll u.a. die Frage beantwortet werden, ob und wie eine intransigente Gruppe versuchte, den Frieden wiederherzustellen. Zudem wird erforscht, ob eine Zusammenarbeit der Triumvirn untereinander erkennbar ist und wenn ja, wie und mit wem zusammengearbeitet wurde. Hierbei gibt die Analyse der Kontakte sowie der Voten der katholischen Stände aufschlussreiche Erkenntnisse. Dazu dient die systematische quantitative Auswertung der Kontakte Wartenbergs aus seinem "Diarium".
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Guido Braun (Université de Haute-Alsace Mulhouse)
Auf den Namen „In viam pacis“ taufte der Apostolische Nuntius und Mediator auf dem Westfälischen Friedenskongress, Fabio Chigi, seine neu angefertigte Karosse. Mit diesen Worten verwies der päpstliche Gesandte auf den sogenannten Benedictus im Neuen Testament: „um [...] unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens“ (Luk 1,79). Chigi bezeugte damit seine Zuversicht für die bevorstehende Konfliktlösung und spielte zugleich auf die diplomatische Dynamik an, die notwendig war, um auf dem Weg zum Frieden voranzukommen.
In diesem Dissertationsvorhaben gilt es, solche Wege hin zum Frieden zu untersuchen. Konkret geht es darum, die Rolle und die Praktiken von traditionellen päpstlichen und informellen niederländischen Friedensvermittlern bei bilateralen Verhandlungen und Kongressen in der Frühen Neuzeit vergleichend zu analysieren und zu erfassen. Aufgrund ihrer auffallenden Präsenz und ihres hohen Stellenwertes ist die historisch-praxeologische Erschließung von Friedensvermittlung für ein ganzheitliches Verständnis der frühneuzeitlichen Diplomatie unbedingt notwendig. Als zentrale Schauplätze des Vergleichs dienen die Friedenskongresse von Münster (1643–49) und Nijmegen (1676–79). Eine große Variabilität der zwei Vermittlungsstränge ist gerade deshalb möglich, da sich die zwei Mächte in ihrer Verfasstheit grundlegend voneinander unterschieden.
Vor allem die Frage nach akteurs- und situationsabhängigen Vermittlungspraktiken steht im Fokus dieser Untersuchungen. Dabei zeigen erste Ergebnisse, dass Vermittlungspraktiken eine für die Friedensfindung größere Bedeutung besaßen, als das die formelle Übermittlung von Schriftstücken, auf die frühneuzeitliche Friedensvermittlung häufig reduziert wird, vermuten lässt.
Kontakt: markus.laufs[at]web.de
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Guido Braun (Université de Haute-Alsace Mulhouse)